Sonntag, 13. Oktober 2013

Warum man aus der Kirche austritt...

... nun, die "Welt" hat dafür beispielsweise folgende Antwort parat:
<<<Das Amtsgericht Limburg berichtet von einer steigenden Zahl von Austritten aus der katholischen Kirche. Das Verhalten des Bischofs ist Austrittsgrund Nummer Eins, nicht mehr die Kirchensteuer.(...)>>>
<<<Eschhofen vermutet (sic! Anm. d. Verf.) einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Kostenexplosion beim Bau der bischöflichen Residenz und dem Strafbefehl gegen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. "Sonst ist der Grund für den Austritt meist die Kirchensteuer. Jetzt sagen die Leute: Das Maß ist voll.">>>
Als ich gestern mit meinem an Religion nicht interessierten Vater telefonierte, erwähnte auch er von sich aus, dass die Leute nun deswegen aus der Kirche austreten würden.
Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass, wer so etwas zum Anlass nimmt, um aus der Kirche auszutreten, sich schon längst von der Kirche entfernt hatte. Da wird lediglich ein Bruch nach außen hin demonstriert, der innerlich längst vollzogen worden war. Weil mich das ganze ärgerte, ließ ich mich noch dazu hinreißen zu sagen, die sollen mal ruhig alle austreten...

Natürlich darf es mich als Katholik nicht kaltlassen, wenn Menschen aus der Kirche austreten. Auf der anderen Seite gibt es dieses ganze Kirchensteuersystem und den damit verbundenen "Kirchenaustritt" in anderen Ländern gar nicht. Eigentlich gilt, einmal katholisch, immer katholisch.
Dass man bei uns in Deutschland dazu gezwungen wird, mit seiner Kirchensteuer alle möglichen kirchenfeindlichen Projekte und Gruppierungen zu unterstützen, steht auf einem ganz anderen Blatt, und ich würde es sehr begrüßen, wenn dieses ganze System irgendwann fällt. Eigentlich kann ich mit meinem Gewissen nicht immer vereinbaren, wer diese - auch meine - Kirchensteuermittel erhält. Ich möchte selbst entscheiden können, wer es verdient hat, unterstützt zu werden.

Aber gut, wir haben nun mal dieses System in Deutschland. Tritt man bei uns aus der Kirche aus, dann hat man keinerlei Anrecht mehr auf die Sakramente. Da nutzt es auch nichts zu sagen, man möchte nur aus der Kirchensteuergemeinschaft austreten und weiterhin katholisch sein, das hat schon mal jemand vergeblich vor Gericht ausgefochten.
Bei uns in Deutschland ist das also ein ziemlich großer Schritt. Warum tut man das? Warum bringt man sich darum, die Hl. Kommunion empfangen zu dürfen, die innigste Verbindung, die wir als Katholiken mit Christus haben können?

Ich kann das nicht verstehen.
Meines Erachtens wird ein gläubiger Katholik niemals wegen äußerer Anlässe aus der Kirche austreten, und seien sie noch so schlimm. All die Menschen, die wegen Donum Vitae, wegen der Missbrauchsdebatte, wegen der Kirchensteuer oder jetzt vermeintlich wegen der Baukosten in Limburg aus der Kirche austreten, haben sich längst von der Kirche innerlich entfernt. Vielleicht sind sie rein äußerlich sogar noch in die Kirche gegangen, aber ich wage zu behaupten, dass ihnen die Bedeutung der Hl. Eucharistie längst verlorengegangen ist.

Ich bin nicht wegen eines Bischofs in die Kirche eingetreten, und ich werde folgerichtig auch nicht wegen eines Bischofs oder ähnlicher Vorfälle aus der Kirche austreten.
Ich bin vor knapp 10 Jahren in die römisch-katholische Kirche eingetreten (konvertiert), weil ich daran glaubte, dass die Hl. Eucharistie wirklich und wahrhaftig Gott ist und ich die Katholiken um diesen Schatz beneidet habe und ebenfalls Anteil daran haben wollte.
Sollte ich also jemals aus der Kirche austreten, dann würde das für mich bedeuten, dass ich diesen Glauben endgültig verloren habe.

Das ganze ist eine Beziehung zwischen Gott bzw. Jesus Christus und mir und nicht zwischen mir und anderen - durchaus auch fehlbaren - Menschen hier auf Erden.

Man sollte dafür beten, dass die Ausgetretenen irgendwann zu dieser Beziehung zurückfinden!

1 Kommentar:

  1. Ich bin nicht wegen eines Bischofs in die Kirche eingetreten, ...

    Das dürfte der grundlegende Unterschied zu den Menschen sein, die sich schon lange von der Kirche entfernt haben und jetzt den letzten Schritt machen, weil das Verhalten eines Mannes mit dem Anspruch ewiggültige Werte zu vertreten und die Einhaltung dieser Werte auch von anderen einfordert (in Deutschland zum Beispiel per Arbeitsrecht), der berühmte Tropfen war, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Die allermeisten dieser Menschen sind sicher nicht in die Kirche eingetreten, sondern wurden per Säuglingstaufe rekrutiert. Und dass man dann unlöschbar katholisch sein muss, wird ebenso bestritten, wie die katholische Kirche behauptet, dass man nicht unlöschbar muslimisch sein kann. Oder etwa doch?

    AntwortenLöschen