Donnerstag, 23. August 2012

Gebete I - Gott sei gepriesen

Bei altrituellen Priester von FSSP (dort wohl leider nicht alle) oder FSSPX kenne ich es bei der Aussetzung des Allerheiligsten so, dass nach dem Eucharistischen Segen der Priester sein Velum ablegt, die Monstranz auf den Altar stellt, sich wieder hinkniet und (mit kleineren Abwandlungen von Ort zu Ort) betet:

Gott sei gepriesen.
Gepriesen sei sein heiliger Name.
Gepriesen sei Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch.
Gepriesen sei der Name Jesus.
Gepriesen sei sein heiligstes Herz.
Gepriesen sei sein kostbares Blut.
Gepriesen sei Jesus im allerheiligsten Sakrament des Altares.
Gepriesen sei der Heilige Geist, der Tröster.
Gepriesen sei die erhabene Gottesmutter, die allerseligste Jungfrau Maria.
Gepriesen sei ihre heilige und unbefleckte Empfängnis.
Gepriesen sei ihre wunderbare Himmelfahrt (oder: Gepriesen sei ihre glorreiche Aufnahme in den Himmel.)
Gepriesen sei der Name der Jungfrau und Mutter Maria.
Gepriesen sei der heilige Josef, ihr reinster Bräutigam.
Gepriesen sei Gott in seinen Engeln und Heiligen.

Ich finde das sehr schön, und wenn dies ein altritueller Priester nicht tut, dann fehlt mir was.
Gibt es das eigentlich auch im Novus Ordo? Dort habe ich es, soweit ich mich erinnere, noch nie erlebt, auch nicht an frömmeren Orten. Normalerweise wird nach dem Segen das Allerheiligste direkt wieder in den Tabernakel gebracht.

Zu dem Ursprung des Gebetes hab ich nur auf dieser Webseite was gefunden: http://immaculata.ch/verlag/raccolta/ablass_124.htm

Dort wird das Gebet "Lob des heiligsten Namens Gottes, um die Gotteslästerungen wieder gut zu machen" genannt, und es heißt:

In Rom, Florenz und in vielen andern Städten Italiens betet der Priester dieses Lob nach dem Hochamte und nach den Abendandachten, bei welchen das Allerheiligste in der Monstranz ausgesetzt wird, nach dem Segen, bevor das Allerheiligste in den Tabernakel zurückgesetzt wird, auf der untersten Stufe des Altars knieend, laut dem Volke vor, und dieses wiederholt jeden einzelnen Lobspruch. In England geschieht es nach jedem feierlichen Gottesdienste; auch sogar nach der Pfarrmesse an Werktagen.

Ablässe (Raccolta S. 339.): Papst Pius VII. verlieh durch Rescript vom 23. Juli 1801 allen Gläubigen, so oft sie mit wenigstens reumüthigem Herzen und andächtig das vorstehende Lob sprechen, einen Ablaß von einem Jahre. Papst Pius IX. verlieh durch Decret der h. Ablaßcongregation vom 8. August 1847 einen vollkommenen Ablaß einmal im Monate an einem beliebigen Tage Allen, welche wenigstens einmal täglich im Laufe des Monates dieses Lobgebet verrichtet haben, wofern sie wahrhaft rreumüthig beichten, communiziren, eine Kirche oder öffentliche Kapelle besuchen, und dort eine Zeit lang nach der Meinung S. Heiligkeit beten.

Weiß jemand mehr über dieses Gebet? Wird es in England tatsächlich nach jeder Hl. Messe gebetet? Das kann ich mir kaum vorstellen... fände ich aber schön!!! ;-)

Humor ist, wenn man trotzdem lacht...

... aber in diesem konkreten Fall sehe ich auch nicht die leiseste Chance für ein auch nur minimales Verziehen der Mundwinkel...

Es geht um eine "Jesus-Karikatur", mit der auf einem großen Plakat für die Caricatura in Kassel geworben wird (siehe Artikel: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/caricatura-in-kassel-kirchen-kritisieren-jesus-karikatur-a-851332.html).

Also, ich würde ja durchaus von mir sagen, dass ich Humor habe. Außerdem wage ich zu behaupten, dass ich sehr genau differenziere.
Bis heute finde ich z. B. einen Werbespot einer Barkeeperschule lustig, der vor ca. 6 Jahren mal durch die katholische Internetwelt ging und über den sich viele Katholiken echauffierten. Auch hab ich auf Facebook mal ein pseudokatholisches Videospiel verlinkt, wo sich dann zwei in ihren religiösen Gefühlen verletzt sahen. Ich bleibe bis heute dabei, dass beides sehr lustig gemacht und keinesfalls ein Sakrileg war.

Diese aktuelle Karikatur steht nun aber auf einem ganz anderen Blatt. Vor allen Dingen: Wo ist denn der Witz versteckt? Wo soll das lustig sein?
Aktuell war ein Witz durch Facebook gegangen, wo man sich in aufmüpfiger Sprache über Petrus beschwerte, was das Wetter anging. Auch dort fand ich die Grenze des Erlaubten überschritten, aber wenn man von ein paar Formulierungen absah, steckte da wenigstens noch eine witzige Idee dahinter, so dass ich trotzdem schmunzeln konnte.

In dieser Karikatur sehe ich aber keinen Witz.

Interessant finde ich auch das Interview mit dem "Künstler": http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/interview-jesus-karikatur-kirche-sollte-kirche-dorf-lassen-2468478.html

Zitat Mario Lars:
Ja, hier passt der Spruch: die Kirche im Dorf lassen. Eine solche Institution sollte über den Dingen stehen und sich wichtigeren Problemen zuwenden. Diese große Aufregung über einen kleinen Witz tut der Kirche nicht gut. (...) Der eigentliche Witz ist, wie Gott mit seinem Sohn spricht. Ich hätte auch noch Jesus eine Sprechblase geben können: „Papa, du nervst!“ (...) Viele stoßen sich, glaube ich, am Begriff „Ficken“, dabei gehört der heute zur Umgangssprache unter jungen Menschen – da hört ja keiner mehr hin.

Auch mit dieser Erklärung sehe ich hier immer noch nichts, worüber man auch nur ansatzweise lachen könnte.

Meines Erachtens gehört "ficken" heute genausowenig zur Umgangssprache wie vor 20 Jahren. Es gab damals Menschen, die das Wort benutzten, und es gibt sie heute. Aber ist es deshalb Umgangssprache? Im umstrittenen Bestseller "50 Shades of Grey" wird sehr genau differenziert, die männliche dominante Hauptfigur schläft nicht mit Frauen, sie fickt sie...
Auch Wikipedia formuliert: "Das Verb ficken wird heute als vulgärer Ausdruck für die Ausübung des Geschlechtsverkehrs gebraucht."
Insofern, ja, ich störe mich an dem Wort.
Allerdings wäre die Karikatur kein bisschen besser, wenn da stattdessen stehen würde: "Ey... du... ich hab mit deiner Mutter geschlafen..."

Der Künstler meinte, der eigentliche Witz sei, wie Gott mit seinem Sohn spreche. Meines Erachtens spricht das aber nur dafür, dass er absolut kein Gespür dafür hat, wer Gott überhaupt ist. In unserer säkularen Welt ist die Ehrfurcht vor Gott völlig verlorengegangen, selbst unter den Katholiken. Herr Lars spricht von der Kirche als "Institution", und diese Aufregung über einen "kleinen Witz" tue dieser nicht gut. Es geht hier aber nicht um einen "kleinen Witz". Es geht um Blasphemie. Ja, ich halte diese Karikatur für blasphemisch, für eine Gotteslästerung. Wir müssen uns zu Wort melden, es scheint ja heute sowieso schon die Meinung zu herrschen, mit uns Christen/Katholiken kann man es ja machen, die sollen sich mal nicht so anstellen, sondern schön die Wange hinhalten. Oder so. (Nebenbei gefragt: Macht der Künstler eigentlich auch Mohammed-Karikaturen???)
Es geht hier aber nicht um uns als Menschen, um die Verletzung unserer eigenen religiösen Gefühle. Das ist für mich persönlich nicht der springende Punkt.
Es geht um GOTT!
Wenn wir nicht unsere Stimme erheben und für IHN, der uns so geliebt hat, dass Er sich hat kreuzigen lassen, um uns zu erlösen, eintreten, dann sind wir nicht besser als der Künstler. Hier (natürlich nicht nur hier, sondern bei allen vergleichbaren Kunstobjekten) wird für mich Christus erneut gekreuzigt, und dazu dürfen wir nicht schweigen.

Jenseits meiner eigenen Sünden und Fehler, derer ich mir sehr wohl bewusst bin, konnte ich mich trotzdem des Gedankens nicht erwehren, dass ich mich bei solchen Dingen immer frage, wie diese Künstler wohl mal am Ende ihrer Tage GOTT selbst bei ihrem persönlichen Gericht, wo sie sich auch dafür verantworten müssen, zu erklären versuchen, Er möge doch die "Kirche im Dorf" lassen, das sei doch nur ein "kleiner Witz"...

Ich hoffe aber natürlich für die Betreffenden, dass es so weit nicht kommt und sie vorher die Gnade der Umkehr erlangen... *seufz* :-(

Montag, 20. August 2012

"Showmessen"...?!

Eigentlich sollte der Titel dieses Postings lauten: "Hat blablabla, wünsche ich mir Ein Pontifikalamt nach der Liturgie von 1962", aber das fand ich als Überschrift zu lang... :)

Und zwar ist das eine aktuelle Facebook-Abstimmung, die mir heute aufgefallen ist. Es geht darum, was man sich wünscht, wenn die FB-Seite eines Bistums eine bestimmte Anzahl von Fans erreicht hat, und FB-Freunde klickten diese Antwort an.

Ich kann mir nicht helfen, aber OBWOHL ich selbst quasi ausschließlich die "alte Messe" besuche, kann ich derlei Dinge bald nicht mehr hören.
Kürzlich wurde mir auch eine Online-Petition geschickt, wo es darum ging, dass der Hl. Vater diese Form zelebrieren solle. Hat die katholische Kirche in Deutschland eigentlich keine anderen Sorgen, als ob irgendwo von irgendwem nun unbedingt eine alte Messe zelebriert werden muss?

Ich bekam mal zufällig mit, wie jemand einen altrituellen Priester fragte, ob dieser denn nicht mal in der Bistumskirche zelebrieren könnte. Seine Antwort war, er zelebriere keine "Showmessen"...

Mich hatte diese Antwort zum damaligen Zeitpunkt verärgert, und ich hatte ihn später auch darauf hingewiesen, dass die Frage nicht auf eine "Showmesse" abgezielt habe, er habe der Person Unrecht getan.

Rückblickend betrachtet bin ich mir da aber gar nicht mehr so sicher, und ich verstehe die kurz angebundene Antwort des Priesters heute schon viel besser. Er erklärte mir damals auch, dass er es bei anderen durchaus schon erlebt hätte, dass es bei Zelebrationen an exponierter Stelle um den Hintergedanken ginge, "denen zeigen wir mal, was eine richtige Messe ist."
Ja, ich glaube ihm auf's Wort. Manche Altritus-Aktivisten sind wohl leider so. Sie mögen es ja gut meinen, aber...
(Dazu passt es auch, dass ich, als ich meine Freude darüber ausdrückte, an meinem diesjährigen Namenstag mangels anderer Alternativen eine schöne Hl. Messe im NOM besucht zu haben, eine recht abwertende Antwort bekam, so nach dem Motto, naja, so schön NOM eben sein kann... also ich war froh, überhaupt eine ordentliche Hl. Messe besucht haben zu dürfen, denn auch das ist in Deutschland keineswegs selbstverständlich!).

Also, wenn man nicht gerade in der Diaspora wohnt, gibt es inzwischen durchaus einige Angebote, um die alte Messe zu besuchen. Rechnet man die FSSPX dazu, sind es nochmal einige mehr. Und auch, wenn manche "Aktivisten" gerne etwas anderes behaupten, aber schauen wir der Realität doch mal ins Auge: Die Nachfrage ist nicht allzu groß... das mag von Ort zu Ort verschieden sein, sicher, aber letztlich ist es die Situation, wie ich persönlich sie in meiner Gegend aus meiner rein subjektiven Sicht erlebe.

Natürlich sollte die Situation insgesamt verbessert werden, denn es gibt immer noch Gegenden, wo man nicht regelmäßig an Sonn- und Feiertagen in die alte Form gehen kann. Dies sollte flächendeckend möglich sein.

Aber in Gegenden, wo man mit gutem Willen Möglichkeiten hat, muss es nicht der Bischofssitz sein.
Genausowenig verstehe ich, warum es immer wieder heißt, der Hl. Vater solle doch mal als Papst in dieser Weise zelebrieren. Warum denn?
Als "Zeichen", wenn man sich denn unbedingt eines wünscht, würde in meinen Augen genügen, wenn er einfach mal "in choro" an einer in der überlieferten Form gefeierten Hl. Messe teilnehmen würde. Aber braucht es dieses Zeichen überhaupt? Hat der Hl. Vater seine Wertschätzung der überlieferten Form nicht deutlich genug gemacht? Vor 6 Jahren haben wir noch von einer offiziellen Freigabe der alten Messe geträumt und uns gefragt, ob wir das noch erleben werden... können wir nicht einfach dankbar sein?!

Jedenfalls frage ich mich aktuell, wie diese ständigen Bitten wohl von Katholiken empfunden werden, die mit der alten Liturgie nichts anfangen können, wenn es mir, der ich die alte Form liebe und wie gesagt nahezu ausschließlich besuche, allmählich schon seltsam aufstößt...

Donnerstag, 16. August 2012

Gebets- und Heiligenbilder I

Dieses wunderschöne Herz-Jesu-Bildchen hab ich kürzlich antiquarisch erworben. Auf der Rückseite wird dem "Andenken an das 25jährige Priesterjubiläum des R. P. Cornelius a S. Elisaeo, Ord. Carm. Disc." am 4. Dezember 1905 (!) gedacht.


Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserm Gott; denn das ist würdig und recht!

Ich finde die Darstellung sehr schön (Original natürlich besser als eingescannt...). Und ich stehe immer staunend davor, wenn etwas schon sooo alt ist... :)

Montag, 13. August 2012

Christus das Kreuz umarmend...

Gestern ging in Düsseldorf die "El Greco"-Ausstellung zu Ende. Dort befand sich auch das Gemälde "Christus das Kreuz umarmend" von 1585 (Christ embracing the cross / Le Christ embrassant la Croix).

(Foto von hier entnommen: http://www.flickr.com/photos/centralasian/7480435418/)

Ich habe keine Ahnung von Kunst und hätte diese Ausstellung nie besucht, wenn nicht Facebook-Freunde so davon geschwärmt hätten, aber wenn ich irgendeines der Gemälde am liebsten eingepackt und mit nach Hause genommen hätte, dann dieses. Ich stand lange davor und bewunderte die Detailtreue, die ausdrucksstarke Augen- und Mundpartie, einfach alles, jedes einzelne Barthaar, jeden Blutstropfen. Das Bild hat mich ergriffen und berührt, erklären kann ich das nicht, das war rein auf der emotionalen Ebene.

Leider ist es in Privatbesitz (laut diesem Artikel in Europa), und ich habe mich unwillkürlich gefragt, ob ich es jemals in meinem Leben noch einmal wiedersehen werde. Es war eine eigenartige Vorstellung, dass dies vielleicht das einzige Mal in meinem Leben ist, wo ich dieses wunderbare Bild sehen darf.

Dass Christus "das schwere Kreuz für uns getragen hat" ist eine aus dem Rosenkranz bekannte Formulierung, und dass auch wir unser Kreuz auf uns nehmen und Ihm nachfolgen sollen, sagte uns der Herr im Evangelium. Doch sein Kreuz "auf sich nehmen" oder "tragen" klingt nach einer Last und hört sich ganz anders an, als es zu "umarmen". Das Wort "umarmen" ist positiv besetzt, ich umarme, was ich liebe oder zumindest mag. Die Formulierung hat mich nachdenklich gemacht, ganz unabhängig davon, wie sehr mich das Bild als solches berührte.

Und während ich es lange auf mich wirken ließ, ging mir durch den Kopf, dass ich hoffe, dass, wenn ich dieses Bild noch einmal sehe, es mir bis dahin mit Gottes Hilfe gelungen sein möge, auch mein eigenes "Kreuz" besser zu "umarmen" und ganz und gar auf Ihn zu vertrauen... wenn wir unser Kreuz auf uns nehmen, erfüllen wir Seinen Willen und folgen Ihm nach, also sollte es doch tatsächlich etwas sein, was wir mit Freude tun... *seufz*

Dienstag, 7. August 2012

A te numquam separari permittas...

Ich habe bislang noch gar nichts zum Titel dieses Blogs gesagt, und da passt es ganz gut, dass mir kürzlich in diesem Zusammenhang sowieso etwas aufgefallen war, was mich nachdenklich gemacht hat.

Der Vers "A te numquam separari permittas" ist dem Schott entnommen, er steht in der tridentinischen Liturgie vor der Kommunion des Priesters und bedeutet "Und lass nicht zu, dass ich mich jemals von dir trenne". Es ist ein Gebet, das der Priester still für sich verrichtet, und wir Gläubigen können uns mit diesen Gedanken vereinen.

Der komplette Abschnitt an dieser Stelle lautet:

Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes: dem Willen des Vaters gehorsam, hast du unter Mitwirkung des Heiligen Geistes durch deinen Tod der Welt das Leben geschenkt: erlöse mich durch dieses dein hochheiliges Fleisch und Blut von allen meinen Sünden und von jeglichem Übel. Gib, dass ich deinen Geboten allzeit treu bleibe, und lass nicht zu, dass ich mich jemals von dir trenne; der du mit Gott dem Vater und dem Heiligen Geiste lebst und herrschest, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Der Genuss deines Leibes, Herr Jesus Christus, den ich Unwürdiger zu empfangen wage, gereiche mir nicht zum Gerichte und zur Verdammnis, sondern durch deine Güte zum Schutz für Leib und Seele und zu meiner Heilung: der du lebst und herrschest mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Schon als ich diese Verse das erste Mal gelesen habe, in meiner ersten Hl. Messe im tridentinischen Ritus, hat mich ihre Tiefe sehr beeindruckt, und insbesondere der Satz mit dem "Nicht zulassen, dass ich mich jemals trenne" hatte es mir angetan.

Denn DAS ist mir wichtig. Ich weiß nicht, wie mein Weg weitergeht, ich empfinde ihn als schwer und steinig und mühsam, aber bitte, ich möchte mich niemals mehr von Gott trennen... insbesondere in meiner Todesstunde bitte ich um die Gnade, mit Ihm vereint zu sein...

Auch in den paar Jahren, wo ich mich vom "strengen" katholischen Glauben wieder etwas entfernt hatte und so sein wollte wie die "normalen" Katholiken in meiner nächsten Umgebung, hatte ich, wenn ich - sündhafterweise - an der Hl. Kommunion teilgenommen habe, immer diesen Satz vor Augen sowie, dass es nicht zu meiner Verdammnis sein möge, sondern zu meinem Heil. Diese beiden Sätze habe ich jedes Mal für mich gebetet, und ich habe mich an sie geklammert wie an einen letzten Strohhalm...

Umso verwirrter war ich kürzlich, als ich irgendwo - ich weiß nicht mehr wo - eine gänzlich andere Formulierung gefunden habe:

"Lass nicht zu, dass ich jemals von dir getrennt werde".

Ich stutzte. Denn das ist etwas völlig anderes.

Und ich habe inzwischen ins Gotteslob geschaut, und tatsächlich steht dort an derselben Stelle des stillen Gebets des Priesters vor der Kommunion:

Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, dem Willen des Vaters gehorsam, hast du im Heiligen Geist durch deinen Tod der Welt das Leben geschenkt. Erlöse mich durch deinen Leib und dein Blut von allen Sünden und allem Bösen. Hilf mir, dass ich deine Gebote treu erfülle, und lass nicht zu, dass ich jemals von dir getrennt werde.

Seitdem frage ich mich: Wieso hat man diese wichtige Bitte in ihrer Bedeutung so sehr verändert? Wieso hat man den Menschen seiner Verantwortung beraubt? Warum tut man so, als sei es äußeres Zutun, was uns von Gott trennen könnte, obwohl es doch IMMER unsere eigene freie Entscheidung ist und bleibt?! Ich verstehe das nicht.

Wie könnte man - passiv - von Gott getrennt werden?
Sicher, man könnte irgendwo wohnen, wo es lebensgefährlich wäre, den Glauben offen zu leben. Aber trennt mich das im Herzen von Gott, wenn ich es nicht möchte? Ich kann mir keine äußeren Umstände vorstellen, die mich - passiv - von Gott trennen. Wie sollen diese aussehen? Egal, was passiert, egal, was ich ggfs. unter Folter und aus Angst sagen würde, aber in meinem Innern kann ich mich doch nur aktiv von Gott trennen?

Mit der neuen Formulierung wird so getan, als liegt diese Trennung von Gott außerhalb unserer Verantwortung, als seien wir nicht schuld daran, wenn es passiert, und hätten nur passiv zugeschaut.
Nein, eine Trennung von Gott müsste aktiv von mir selbst ausgehen, sei es durch bewussten Glaubensabfall, sei es schleichend durch Nicht-Beschäftigung mit Glaubensdingen, aber immer obliegt es mir selbst, ob ich mich trenne oder nicht.

Damit möchte ich keineswegs abstreiten, dass der Glaube ein Geschenk und eine große Gnade ist, und dass wir täglich um ihn kämpfen müssen und uns als treu erweisen, aber es ist trotzdem unser eigenes Zutun, ob wir uns von Gott trennen.

Darum bitte ich immer noch: A te numquam separari permittas... ;-)